Wer auch immer Abkürzungen erfunden hat verdient Schläge mit einem Soft Gummi-Hammer. Hätte es dieses Sprachmonster nicht gegeben, wäre das KMU schlicht ein kleines oder mittleres Unernehmen und die Welt ein friedlicher Ort. (Sie ahnen ja nicht welche Zusammenhänge man im Universum entdecken kann, aber darum geht es in diesem Beitrag nicht.)
Mutter EU und Vater Staat mögen sie besonders gerne. Ihr Dasein wird finanziell gefördert. In Deutschland beschäftigen kleine und mittlere Unternehmen die meisten Mitarbeiter. Dass sie nur einen Drittel des Gesamtumsatzes generieren spielt keine Rolle, schließlich halten sie viele Bürger von überfüllten Cafés, den schönsten Bänken im Park und Hartz IV fern. Ob Sie selbst sich zur Gruppe der kleinen und mittleren Unternehmen zählen dürfen erklärt die Europäische Union in einem anschaulichen Dokument.
Kleinunternehmer zu sein hat Vorteile. Man kann die Entwicklung seines Geschäftes bestimmen und ist häufig frei von Investoren, die hauptsächlich an Dividenden interessiert sind. CEOs und andere Cs, deren Ziel es ist, Geldgeber glücklich zu stellen und kurzfristig der Kapitän eines mächtigen Schiffes zu sein, sind dieser Unternehmensform ebenfalls weitgehend fremd. Kleine und mittlere Unternehmen tragen andere Lasten. Wenige Akteure spielen viele Rollen und dabei kann es schon mal zu Versprechern kommen. Die Aufgabengebiete der einzelnen Personen sind umfassend und das jeweilige Fachchinesisch stellt die Beteiligten vor Rätsel. Ein kleines Unternehmen hat weniger Marketingbudget. Letzteres ist – relativ gesehen – keine Hürde, wenn man bedenkt, dass die Messlatten niedriger liegen und die Spielregeln für alle, die erfolgreich sein wollen, gleich sind, ob groß oder klein. Man braucht Ziele, muss den Markt kennen und begrenzte Mittel optimal einsetzen. Besonders hilfreich ist es, wenn man dem Kunden etwas anbieten kann was er braucht (Toilettenreiniger), haben will (Schokoladen-Muffins) oder noch nicht wusste, dass er es jemals brauchen würde, aber so begeistert ist, dass er es sofort kauft (ein Mobiltelefon, das einem Sternenkonstellationen erklärt).
In der Marketingwelt sind viele Zauberer unterwegs. Sie leben von Illusionen wie „Die Zauberformel zur Kundengewinnung.“, „Erleuchtung durch Online-Marketing.“ oder „Tausend und ein Klick über Nacht.“ Sie verführen und lenken vom Wesentlichen ab: Für den Einsatz der Marketinginstrumente gilt, schlecht gemacht ist schlimmer als gar nicht.
Mögliche Fehlerquellen:
Einer Statistik als einziges Planungsmittel glauben (wieso nicht zusätzlich Kunden selbst befragen?), ein Logo selbst gestalten (gilt nicht für Grafiker), Kunden nicht anlächeln, wenn sie einen Laden betreten (wer miese Laune an Kunden auslässt gehört nicht in die Dienstleistungsbranche), Rechtschreibfehler in einer Broschüre (hässliche Sache)… Die Liste ist unendlich.
Einfache Hilfsmittel:
Marketingplan erstellen und Prioritäten erkennen. Ist es wichtiger, dass die Website eines lokalen Bäckers Wettbewerbe gewinnt oder, dass beim Betreten der Bäckerei Kindheitserinnerungen wach gerufen werden, weil es heutzutage kaum noch vor Ort gekneteten Teig gibt, und das Personal freundlich ist? Muss ein Bio-Obstverkäufer auch Schokolade in seine Angebotspalette aufnehmen oder sollte er darauf achten, dass seine Prospekte auf umweltfreundlichem Papier gedruckt werden?
Niemand sagt, dass Ziele mühelos erreicht werden können. Doch mit ausreichend Grundwissen, der richtigen Einstellung und ohne Selbstüberschätzung kommt man sehr weit, wenn man nur will.
Von Januar bis September 2010 wurden in Deutschland 238 300 Kleinunternehmen gegründet. Es bleibt bunt.