Figuren als Symbol für all die Helfer am Verkaufsort

Die Anderen

Licht, das von der Hose, die man gerade anprobiert, ablenkt, weil man im Spiegel einen äußerst blassen Zombie erblickt hat. Schnaufende Verkäufer, die von Blasen an ihren Füßen erzählen. Dreckige Böden, die vermuten lassen, PETA rette jetzt auch Wollmäuse. Hässliche Regale. Falsche Münzen. Unfreundliche Preise. Viele Gründe können an einem altmodischen Point of Sale zum Abbruch des beabsichtigten Kaufes führen. (Altmodische Verkaufsorte sind solche, die weder eine mobile noch stationäre Internetverbindung verlangen, sondern nur, dass ein Mensch physisch anwesend ist.) Doch der physische Verkaufsort ist scheinbar auch in der Lage, plötzliche Einsamkeit hervorzurufen. Der dringende Wunsch, seine zweihundert besten Freunde auch beim Einkaufen in der Nähe zu wissen, hat eine neue technologische Entwicklung ausgelöst: Social Media trifft herkömmlichen Point of Sale.

Social Media hat sich innerhalb der letzten Jahre verbreitet wie ein Feuer. 2003 ging MySpace an den Start, 2004 schenkte uns das Universum Facebook, Twitter folgte 2006 und dieses Jahr beglückte uns Google mit seinem Google Plus. Manche mögen in dieser Entwicklung das nahende Fegefeuer sehen, andere wähnen sich im Paradies. Nicht einmal zehn Jahre Social Media haben das Miteinandersein gravierend verändert. Als Folge dessen finden die neue und die alte Einkaufswelt auf eine besondere Art und Weise zusammen.

Mama oder Oma haben Sie überredet mit ihnen einkaufen zu gehen. Wenn Sie erst fünf sind, dann wird das kein Problem sein. Wenn Sie fünfundzwanzig sind, auch nicht mehr. Sind Sie dreizehn, ist Ihnen der Kurzausflug unter Umständen peinlich. Doch Sie haben kein eigenes Geld und gehen mit. Sie schauen sich um, ziehen das eine oder andere Teil an, um den Verwandten zu gefallen. Dann schnappen Sie sich ihre Lieblingsstücke. Um sich nicht auf die Meinung der (welt)fremden Generationen verlassen zu müssen, stellen Sie sich vor einen Zauberspiegel. Der Spiegel ist mit einer Kamera ausgestattet. Ein schneller Fingerdruck auf den Auslöser und Sie können Schnappschüsse von sich per Twitter, Facebook, MMS oder E-Mail verschicken. Ein Knopfdruck am Spiegel genügt also, um Ihre Freunde zu kontaktieren. Die Meinung der Anderen erreicht Sie binnen Sekunden.

Ein Leser, der nicht mehr im Teenageralter ist, mag sich fragen: Warum dann nicht gleich die Freunde zum Einkaufen mitnehmen? Zunächst: Die „physischen“ Freunde haben vielleicht einen anderen Geschmack, möglicherweise gar keinen. Außerdem: Wie soll man mit zweihundert seiner engsten Freunde, neben Oma und Mama, in einen Laden eintreten? Dafür ist die alte Welt nicht gerüstet. Der aktive Nutzer sozialer Netzwerke möchte aber Sekunde für Sekunde Kontakt halten, um nicht den Anschluss zu verlieren und immer dazuzugehören. Online kann er dann eine große Gemeinschaft befragen. Oder einen kleinen erlesenen Kreis. Schließlich gibt es auch im Netz Freunde, denen wir mehr trauen als anderen. Und das Wichtigste: Die Meinung der Anderen bewahrt Sie vor einem Fehlkauf, zumindest der Meinung der Anderen nach.

Wenn Sie den Laden zufrieden verlassen haben und Mama und Oma im Café sitzen, laufen Sie schnell noch zu einem Automaten für Erfrischungsgetränke. Sie wollen sich ordnungsgemäß bei einigen Ihrer Online-Freunde bedanken. Der Getränkeautomat ermöglicht Ihnen, ein Erfrischungsgetränk zu verschenken. Man wählt ein Getränk aus, gibt den Namen eines Freundes ein, die Nummer seines Mobiltelefons und eine personalisierte Textnachricht. Zusätzlich kann man direkt an dem Automaten ein Video aufnehmen, das dem Geschenkgutschein beigefügt wird. Die Nachricht wird mit einem Code ausgeliefert und Instruktionen, wie man den Gutschein einlösen kann. Wenn der Empfänger dann das Geschenk abholt, kann er wählen, ob er sich mit einem Gegengeschenk bedankt oder das Glück womöglich an völlig andere Freunde weiter gibt. Das würde Ihnen nicht weh tun. Die Chance, dass einer Ihrer zweihundert engsten Freunde den Weg zu einem geeigneten Automaten kennt, ist groß.

Social Media am Verkaufsort ist nicht ausschließlich dazu gedacht, Dreizehnjährigen den Einkaufsbummel mit anderen Generationen zu erleichtern: Durch die Anbindung an die Online-Welt soll Kaufunsicherheit reduziert werden. Virtuelle Freunde stellen die Verbindung zum Verkäufer her. Im besten Fall kaufen die Anderen auch etwas. Und wenn nicht: Kann der Verkäufer etwas über die Beliebtheit seines Sortimentes erfahren und Optimierungsmaßnahmen vornehmen.

Von sprechenden Spiegeln zu Automaten, an denen man Freunde beschenken kann: Das Einkaufserlebnis am Verkaufsort erfindet sich neu und der Schatten der Anderen folgt uns dabei auf Schritt und Tritt. Die moderne Technologie macht es möglich. Spieglein, Spieglein an der Wand… Wieviele Freunde habe ich im ganzen Land?

 

Der Zauberspiegel heißt Tweet Mirror und ist von Nedap Retail.
Der Automat für Erfrischungsgetränke ist von Pepsi.

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