Suchmaschine - Der Ozean als Symbol

Das Leben mit der Suchmaschine

Sie sind daran schuld. Ja, Sie haben richtig gehört. Sie und niemand anders. Würden Sie nicht ständig nach Informationen im Internet suchen, wäre das Leben für viele Marketer wesentlich leichter. Aber es geht nicht nur darum, dass Sie es tun. Wie Sie es tun spielt auch eine Rolle. Und was für eine. Aber darüber machen Sie sich wohl nie Gedanken, wenn Sie irgendwelche Worte auf einer Tastatur oder einem Touch-Screen tippen. Oder doch?

Vor zweiundzwanzig Jahren fingen Menschen mit Pioniergeist an, das World Wide Web zu durchforsten. Die Suchmaschinen der allerersten Stunde sind inzwischen alle tot. Und von denen, die kurz danach kamen, kennen Sie höchstens noch Yahoo! oder Lycos – möglicherweise aus Geschichtsbüchern. Doch diese Urgesteine spielen hierzulande kaum eine Rolle. Und warum? Weil fünfundneunzig Prozent der Deutschen Google nutzen.

Das heißt, die Chancen, jemandem auf der Straße zu begegnen, der eine andere Suchmaschine nutzt, gleichen der Wahrscheinlichkeit, einen weiblichen Vorstand in einem der DAX 30 – Unternehmen zu finden. Vielleicht denken Sie einmal darüber nach.

Mit dieser Marktdominanz tun sich vor allem diejenigen leicht, die von Suchmaschinen leben, Suchmaschinenoptimierer oder Suchmaschinenwerber zum Beispiel. Schließlich müssen die im Namen ihrer Kunden nur einen einzigen Anbieter zufriedenstellen. Und der Marketer? Das Thema „Gefunden-Werden“ ist inzwischen so komplex, dass auch er sich über Ihre Entscheidung, Monopole zu fördern, freut.

Wenn Sie nach bestimmten Begriffen suchen, zeigt Ihnen die Suchmaschine bezahlte und unbezahlte Suchergebnisse an. Die unbezahlten bezeichnet man auch ganz niedlich als „organische Ergebnisse“. Das klingt, als seien sie die ehrlichere Bio-Variante. Und tatsächlich müssen die Websites, die ganz vorne mitmischen wollen, ähnlich wie Bio-Produkte, viele verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Es gibt einige Empfehlungen dazu, was Marketer tun können, um den Algorithmus der Suchmaschine zufriedenzustellen. Doch der letztendliche Entscheidungsprozess darüber, welche Seite Sie ganz oben sehen, ist mindestens genauso undurchsichtig wie die Vergabepraxis im Bereich der inflationär genutzten Bio-Siegel.

Wenn eine Website es nicht auf organischem Wege an die Spitze schafft, bleibt einem immer noch die Möglichkeit, sich hochzukaufen. Das wohl bekannteste Werkzeug, das einem dabei hilft, stellen Googles AdWords dar. Der Vorteil für Nutzer: Die Suchmaschine etikettiert das jeweilige Ergebnis ganz vorschriftsmäßig als schnöde Supermarktware. Der Nachteil für Marketer: In der Regel klicken sich weniger Suchmaschinenkonsumenten durch die bezahlten Einträge. (Diese sehr relative Aussage muss in der Realität und im Einzelfall geprüft werden.)

Aber nun, zurück zur Bio-Ware, die so gerne, auch von Ihnen, geklickt wird. Wussten Sie eigentlich, wie viel Arbeit es bedeutet, auch nur die Grundkriterien zu erfüllen? Nehmen wir den Text, der auf so einer Website lebt. Denn der richtet sich im besten Fall nach Ihren Wünschen. Also den Begriffen, die Sie wählen, wenn Sie eine Suchmaschine bedienen.

Schauen Sie doch einmal bei Googles Trend-Übersicht vorbei. Oder nutzen die automatische Vervollständigung im Suchfenster. Dann sehen Sie, was ich meine. Am besten tun Sie es, wenn Ihnen langweilig ist. Denn das Ganze kann leicht zu einer abendfüllenden Beschäftigung werden.

Anschließend versuchen Sie bitte einen Satz mit folgenden Worten in ihrer angegebenen Form zu bilden. Die Worte sollen alle möglichst am Anfang des Satzes auftauchen:

  • „Wohnung kaufen Bielefeld“
  • „graue Haare Alkohol“
  • „Angst essen Seele auf“

Wenn Sie fertig sind, schreiben Sie mir. Alle Zuschriften werden umgehend veröffentlicht.

Danach schauen Sie bei der Suchmaschine für Kinder vorbei. Die schlüsselt recht verständlich auf, welche Daten so eine Suchmaschine speichert, wenn Sie sie benutzen. Es sind natürlich Marketer, die, neben der NSA und den Suchmaschinen selbst, diese Daten nutzen. Selbstverständlich nur zu Ihrem besten. (Sind Sie, so wie ich, Marketer und Nutzer in einer Person, empfiehlt sich eine entsprechende Selbsthilfegruppe.)

Das Leben mit einer Suchmaschine ist eben, sowohl für Marketer als auch für Nutzer, wie ein Tanz mit einem sehr vielarmigen und äußerst hungrigen Kraken. Faszinierend und erschreckend zugleich.

Ein Gedanke zu „Das Leben mit der Suchmaschine“

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