Mehrsprachiges Schild als Symbol für unausgereiften Kundendialog

Wenn eine Kette zerbricht, beginnt ein Monolog

Schlechte Übersetzungen verursachen Albträume. Mildernde Wirkung verspricht man sich durch Hinweise auf die Notwendigkeit der internationalen Freundschaftspflege und die nicht mehr aufzuhaltende Globalisierung, bei gleichzeitig steigenden Rohstoffpreisen und in die Höhe schießenden Personalkosten. Wird man mit solchen Unverschämtheiten in der Geschäftswelt konfrontiert, dann ist das möglicherweise ein Hinweis darauf, dass der Geschäftspartner die Wirkung eines Dialoges unterschätzt.

Worte bilden die Grundbasis der verbalen Kommunikation. Eine Aneinanderreihung von Worten macht aber noch lange keine Aussage. Diese Tatsache vermag immer noch in Staunen zu versetzen.

Übersetzungen sind Teil einer Kommunikationskette. Wenn der Text in der Fremdsprache zwar Worte wiedergibt, aber diese Worte keinen Sinn ergeben, dann zerbricht diese Kommunikationskette. Der Empfänger bekommt Fetzen statt der Botschaft, die ursprünglich ersonnen wurde.

Aber woher kommt eigentlich dieser Bruch? Das erste Glied, das rostet, ist häufig die Sichtweise: Wird eine Übersetzung als Investition oder administrativer Kostenfaktor angesehen? Ist es Letzteres, gerät man schnell in die Kostenfalle. Wo Kosten entstehen, da spart man gerne ein. Sparen kann man, wenn man beispielsweise Güter und Dienstleistungen, für eine Region oder die ganze Welt, zentral einkauft. Das funktioniert wunderbar bei einer Tonne Schrauben. Alle gleich, alle genormt. Mit Worten verhält es sich etwas anders. Diese Art der Beschaffung ist zumeist ein Kompromiss, der auf eine kurzfristige Betrachtungsweise schließen lässt: Der Schaden, der durch ungenaue oder missverständliche Aussagen entsteht, wird den eingesparten Kosten nicht entgegengesetzt.

Eine Einkaufs-Kuriosität: Übersetzungsaufträge für interne und externe Kommunikation werden getrennt vergeben. „Interne Kommunikation können wir informell angehen. Da reicht eine Übersetzungsagentur auf der Bil-Bla-Bla-Insel (gerne dürfen Sie beim lauten Lesen den Standort mit einem Billiglohn-Land Ihrer Wahl ersetzen). Dort sitzen zwanzig hoch gebildete Menschen, die alle selbstverständlich in ihre Muttersprache übersetzen. Korrekturlesen müssen wir dabei auch nicht, die sind schließlich wirklich gut.“ Es ist ein morbides Vergnügen Unternehmen zu beobachten, die sehr viel Geld in eine Kampagne stecken, um die besten Mitarbeiter an Bord zu ziehen, nur um diese dann regelmäßig mit Wortabfall zu bewerfen.

Externe Kommunikation bietet sehr viele Betätigungsfelder für Übersetzungskünstler. Websites sind beliebte Showbühnen. Man spaziert über die fremdsprachige Version einer Website, klickt auf einen Menüpunkt und landet ohne Vorwarnung in der Originalsprache. Manchmal werden Inhalte auf einer Seite in verschiedenen Sprachen präsentiert, so dass man schnell die Rostbürste besorgen möchte, um alle falschen Wörter zu beseitigen. Broschüren und andere Druckerzeugnisse erlauben zwar nicht die gleichen Tricks, sind aber geeignet, potentielle Kunststücke lange am Leben zu erhalten.

Verspürt man den Drang, fremde (Sprach-)Welten zu erobern, schadet es nicht, sich zu fragen: Bin ich bereit, die Konsequenzen zu tragen? Kosten für die Übersetzung, Zeit zum Korrekturlesen, kontinuierliches Engagement. Kann ich diese Investitionen tätigen? Wer es sich nicht leisten möchte, mit seinen Kunden oder Mitarbeitern in ihrer Sprache zu kommunizieren, ist vielleicht für einen Dialog noch nicht bereit.

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