Eine Katze, die als Köder benutzt wird.

Sie erraten nie, warum Marketer:innen länger leben als andere

Vermutlich hat sich noch nie jemand die Frage gestellt, ob Marketer:innen tatsächlich länger leben als andere. Aber das ist jetzt nebensächlich. Dank der Schlagzeile haben Sie über nur einen Klick hergefunden. Würde ich mein Geld mit Werbung verdienen (die in diesem Blog sichtbar wäre), hätte ich jetzt mit Ihrer Hilfe ein schönes Sümmchen auf meinem Konto, würde deswegen laut lachen und vermutlich länger leben. Wirklich belogen habe ich sie also nicht, sondern mir lediglich erlaubt, einen Köder auszulegen.

Was Bild-Zeitung und Morgenpost Sachsen schon aus dem Effeff beherrschten, als das Internet noch ein Ort war, an dem man als Fluffy92 auftreten konnte, ohne ständig verfolgt zu werden, machen heute (vor allem) vermeintliche Nachrichtenportale zur lukrativen Kunst. BuzzFeed, Huffington Post, Heftig & Co. appellieren an die menschliche Neugier. Sie wecken Erwartungen, die sie nicht erfüllen. Stillen den Sensationshunger einer informationsmüden Generation. Früher zahlten wir für diese Art von Betäubung 60 Cent, heute gewähren wir Einblicke in unsere digitale DNA. Warum auch nicht? Die neue Realität halten viele ohne Ablenkung kaum aus.

Während die Ausgaben für Onlinewerbung stetig steigen, werfen Unternehmen, die mit ihr Geld verdienen, immer plumpere Klickköder (abgeleitet von „Clickbait“) aus, um die Seelen der Leser:innen zu fangen. Das Themenspektrum ist breit. Die Erfolgsformeln ähneln sich.

Sex

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Horror

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Unglück

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Stars

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Tiere

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Wissenschaft

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Facebook will uns den Spaß verderben. Weil inhaltsleere Artikel Nutzer:innen (oder doch eher die Werbetreibenden?) frustrieren, sollen diese erkannt und abgewertet werden. Aber hat das soziale Netzwerk eigentlich noch Mitglieder? Oder sind alle dem Ratschlag #DeleteFacebook des Mannes gefolgt, der sein Unternehmen WhatsApp Inc. für 19 Milliarden Dollar an Mark Zuckerberg verkauft hat?

Wer mit dem Gedanken spielt, selbst Clickbaiting einzusetzen, beispielsweise, um mehr Leser:innen für seinen Corporate Blog zu finden, aber keine Zeit und Fantasie hat, fragt sich womöglich ob Künstliche Intelligenz nicht längst das Schreiben von pfiffigen Schlagzeilen übernehmen kann. Die Website „Click-o-Tron“ liefert Antworten: Hier schreibt ausschließlich ein Roboter. Beurteilen Sie also persönlich den Stand der Dinge.

Wenn Sie des Polnischen mächtig sind, lesen Sie „Das Jahr des Kaninchens“ (Rok Królika) von Joanna Bator. Das Buch zeigt, in welchen dunklen Morast der Mensch sinken kann, wenn er sein Geld mit Worten verdient. Es trieft vor gruseligen Schlagzeilen, die Sie hoffentlich zum Lachen bringen. Dann leben Sie vielleicht länger und lassen die Überschrift dieses Artikels wahr werden.

Zitate, manchmal dem Zweck leicht angepasst: BuzzFeed, Huffington Post, Heftig, Bild

2 Gedanken zu „Sie erraten nie, warum Marketer:innen länger leben als andere“

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